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2020-06-09, Berlin

VERSTÄNDIGUNG Nr. 1

Hervorgegangen aus der Studiengruppe „The Meaning of Confederalism“ nach dem Text von Murray Bookchin, verständigen wir uns weiterhin jeden ersten und dritten Sonntag jedes Monats, um uns an praktische Konsequenzen heran zu arbeiten, die wir aus unserem gemeinsamen Verständnis dieses Textes ziehen wollen.
Wer mitmachen will, erhält von uns den Text und unsere Übersetzung ins Deutsche.
Hier teilen wir Dir mit, aus welchen Motivationen heraus wir welche Ziele gemeinsam verfolgen, und welche Vorgehensweisen wir dafür vereinbart haben – damit Du einschätzen kannst, ob du mitmachen willst.

Motivation der Mitwirkenden:

Vielfältiges Leid von Menschen und anderen Lebewesen auf der Erde, besonders Hunger mit daraus folgendem Autonomieverlust und Kriege mit ihren psychischen Spätfolgen in weiteren Generationen – in Staaten sind Richtungs-Entscheidungen, die das ändern würden, demokratischer Kontrolle weitestgehend entzogen. Im bevölkerungsreichsten Staat wurden binnen dreißig Jahren Fahrradstädte zu Autostädten. Aus eigener Erfahrung lehnen wir Unterdrückung, Stellvertretungspolitik, Kapitalismus und Hierarchie ab und wollen eine Humanisierung von allem, was den Menschen formt. Vernunft greift Raum, hat aber noch nicht die Macht, das Gesamte zu verändern – noch nicht!

Ziele der Organisation:

Jedes Individuum soll nach eigenen Möglichkeiten (die ja von Tag zu Tag variieren) dazu beitragen, dass jedes Individuum entsprechend eigenen Bedürfnissen (hier gilt Gleiches) versorgt ist – was in direkter kollektiver freier Vereinbarung selbstbestimmt zu organisieren ist, und nicht als mit Gewaltmonopol durchzusetzendes Recht. Kurzum, Zusammenleben in einer tatsächlich freiheitlichen Gesellschaft.
Um Leid wie Hunger und Kriege zu beseitigen, soll demokratische Kontrolle von Richtungsentscheidungen hergestellt werden. Jedes Individuum soll Verantwortung übernehmen und muss dazu die Macht haben und ausüben, die Gesellschaft zu gestalten. Dazu muss die Erpressbarkeit abgeschafft werden, indem niemand privat über das verfügt, was andere brauchen. Das fängt nicht erst bei den gesellschaftlichen Produktionsmitteln an, sondern bereits in der Familie, die immer weniger mit Blutsverwandtschaft legitimierte Dominanz ausmachen soll. Die ursprüngliche Akkumulation begann auch in Großfamilien, wo reich gewordene Bauern bald verarmte Verwandte durch Landabkauf zu Pächtern und (wenn diese verschuldet genug waren) zu Leibeigenen machten. So baut sich im Guten wie im Schlechten Gemeinwesen vom Kleinen zum Großen auf, lokal, regional, kontinental, global. Immer muss für uns gelten: Niemandem schaden! Fehler begehen alle; daraus lernen geht nur, wo nicht Zwang und Gewaltandrohung die Beziehungen bestimmen oder gar aufrechterhalten, wo nicht Sündenböcke gesucht werden für sytemische Fehlleistungen der Gesellschaft.

Vereinbarte Vorgehensweisen:

Damit die Vernunft möglichst viel Macht bekommt, wenden wir, ausgehend von Mitgefühl, Kreativität und Einsichtsfähigkeit als menschlichen Eigenschaften, im Dienste menschlicher Bedürfnisse, an denen sich jede Theorie und Praxis, Verständigung und Aktion, Agitation und Propaganda immer messen lassen müssen, mehrere Vorgehensweisen von Anfang an parallel an – weshalb die hier anschließend gewählte Reihenfolge keine Rangfolge abbildet.

Wir schaffen kollektive Ressourcen, um Selbstwirksamkeit als positives Lernen zu ermöglichen.
Bookchins englischen Text „The Meaning of Confederalism“ fanden wir im World Wide Web im von dort herunterladbaren Buch „The Next Revolution“ vor und eigneten ihn uns an, ohne dass er hiernach Anderen nicht mehr zur Verfügung stünde. Wir fertigten eine leicht mit Abschnitt, Absatz und Satz nummeriert zitierbare Übersetzung an, wobei wir ein gemeinsames Verständnis erlangten, das wir in die Formulierung einfließen ließen, damit wer hinzukommt daran teilhaben kann. Schließlich begannen wir für die Region Berlin und brandenburgisches Umland Schlüsse zu ziehen für eine Praxis, die sinnvoll erscheint. Das Ergebnis ist unsere Organisation mit ihren zwei Verständigungen pro Monat, genannte Übersetzung und der Text, den du gerade liest – alles kollektive Ressourcen, die für mehr selbstorganisierte Macht zur Verfügung stehen und uns bereits Selbstwirksamkeit vermittelt haben und zu neuen führen sollen, die das Leben der Mitwirkenden Stück für Stück von der Erpressbarkeit durch Markt und Staat befreien werden, indem sie Basisbedürfnisse wie Wohnen, Ernährung und Gesundheit in kollektive Selbstbestimmung überführen.
Das wollen wir nicht als Privileg für uns, sondern als Bedürfnisbefriedigung für alle Menschen. Dazu ist es aber notwendig zu zeigen, dass das in kollektiver Eigenregie geht. Denn wer keine funktionierenden Alternativen sieht, wird das Schlechte für das Bestmögliche halten, wie dies jetzt die Mehrheit mangels Anschauung wohl tut. Die erstrebte Ordnung wird es geben, wenn sie gelebt wird. Sie wird nicht als Generalplan erfunden oder als großer Wurf aus-gedacht. Welche Hindernisse gibt es und welche Möglichkeiten der Überwindung? Diese Fragen werden durch Praxis und Theorie und deren wechselseitige Weiterbildung zu beantworten sein.

Wir fördern selbstorganisierte kollektive Willensbildung, die eine rationale kollektive Praxis ermöglicht, indem wir sie selber kollektiv erlernen und anwenden und nach Anderen Ausschau halten, die dies auch schon tun, um mit ihnen Verbindungen aufzubauen und aufrecht zu erhalten, die zu etwas taugen, das die Wirksamkeiten der beteiligten Gruppen bündelt und ihre bloße Summe übersteigt. Wir sind dazu mit Gruppen in Kontakt, die in Berlin, der Bundesrepublik, Europa und auch außerhalb der EU bereits länger aktiv sind und um unseren Anfängerstatus wissen. Wir dokumentieren unsere Verständigungen transparent, damit alle wissen, was uns ausmacht und ob sie mitwirken wollen. Siehe den Text, den du gerade liest.

Wir forschen für unsere gegenseitige und kollektive Selbstbildung, damit wir als Organisation in der jeweils aktuellen Situation angemessen rational handeln können im Sinne unserer Ziele.
Etwa erarbeiten und vermitteln wir uns Geschichtswissen über Gründe von Erfolg und Scheitern lokaler und regionaler Selbstbestimmung von Kollektiven und insbesondere von Bevölkerungen ganzer Gebiete.
Wir stellen die Ergebnisse allen Gruppen zur Verfügung, die in Zielen und Vorgehensweisen uns nahe sind – auf der Grundlage von Gegenseitigkeit und mit Blick auf die Möglichkeit, mit ihnen gemeinsam zu handeln.
Wir schaffen aus den so erworbenen Kenntnissen Werke sämtlicher dazu geeigneter Kunstgattungen, die Individuen Anstöße geben, ihre Situation zu reflektieren, und bilden uns hierzu gegenseitig und kollektiv weiter in allen verfügbaren Techniken. Das haben nicht wir erfunden: Shakespeare und Brecht, Andersen und Fallada, Zille und Kollwitz, Wilders und Loach, van Beethoven und Guthrie sind da leuchtende Vorbilder, wie in die Gesellschaft hinein gewirkt werden kann.

Kontakt:
gemeindenkonfoederation@riseup.net